Konzert im Konzerthaus am Gendarmenmarkt am 9.11.2018

Es ist zu berichten über ein Konzert, das zu einem Ereignis wurde, welches die Anwesenden wohl nicht mehr vergessen werden.

Anlass war der 80.Jahrestag der Reichsprogromnacht, das äußert anspruchsvolle Programm – Psalmen 42 und 95 von Felix Mendelssohn-Bartholdy und die 3.Sinfonie „Kaddish“ von Leonard Bernstein. Das Konzert stand unter der Leitung von Jan Olberg – der zusammen mit seiner Frau Nori unsere Löwenkinder betreut –und die Löwenkinder waren mit von der Partie. Dazu das Berliner Konzert Orchester in großer Besetzung, der Berliner Konzert Chor, 2 Sopranistinnen, 1 Tenor und ein Vorsprecher (Reiner Schöne) und außer dem Löwenkinder-Chor noch weitere 6 Chöre, eine Versammlung von rd. 250 Mitwirkenden. Der Große Konzertsaal war ausverkauft.

Die Einführungsworte zu diesem wichtigen, aber für uns Deutsche bitteren, Datum, sprach Volker Beck von der Leo-Baeck-Stiftung. Dann erklangen eindrucksvoll die beiden Psalmen des von den Nazis verfemten , aber gerade mit Berlin aufs engste verbundenen Felix Mendelssohn-Bartholdy, einem Genie, das bereits mit 37 Jahren starb.

Zum Ereignis wurde die 3.Sinfonie „Kaddish“ von Bernstein. Der in der ganzen Welt gefeierte Dirigent und Musikerklärer litt Zeit seines Lebens darunter, dass seine Kompositionen (mit Ausnahme der „West Side Story“) ein Schattendasein fristeten. Die 3.Sinfonie ist ein schwieriges Werk für Soli, Chor und Orchester rund um das wichtigste Gebet des jüdischen Volkes, das Kaddisch, das auch am Grabe gesprochen wird. Dazu hat Bernstein einen Text verfasst, der von Reiner Schöne sensationell interpretiert wurde. Es ist die Auseinandersetzung des Menschen mit Gott in denkbar persönlichster und berührendster Weise , expressiv vorgetragen. Der Saal wurde von einer Energie durchflutet, der sich kaum ein Anwesender entziehen konnte.

Als das großartige Werk „Kaddish“ schließlich nach rd. 45 schmerzhaft ehrlichen und beglückenden Minuten zum Schluss kam, brandete nicht enden wollender Beifall auf, der in „standing ovations“ überging. Ein anderer, großer Dirigent, der auch komponierte – Gustav Mahler – sagte angesichts mangelnder Akzeptanz zu seinen Lebzeiten einmal: „Meine Zeit wird noch kommen“. Und sie kam. Und kein Geringerer als Leonard Bernstein beförderte sie. Auch Bernsteins Zeit als Komponist wird kommen. Sicher!

Das Ereignis dieses Konzertes ließ niemanden unberührt, und unsere Löwenkinder können sagen: „Wir waren dabei.“

Text: K. Ruhl
Fotos: K. Ruhl

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