Mit den Lions auf Erich Kästners Spuren am 28. Juli 2021

Mit Emil ging's durch Wilmersdorf und Herr Grundeis saß fast wieder im Café Mosty an der Kaiserallee, die heute die Bundesallee ist.

Die Tram fuhr natürlich nicht mehr, auch wenn man auch heute noch am grünen Mittelstreifen erkennen könne, dass dort früher ihr Gleisbett war. Gute 90 Jahre ist es inzwischen her, dass der beklaute Emil mit seinen Detektiven vom Bahnhof Zoo durch Wilmersdorf und Schöneberg lief, immer hinter seiner Börse her und doch schien es wie gestern, so sehr konnte uns Herr Bienert auf Erich Kästners Spuren mit durch Berlin nehmen.

Der Kudamm sei zu der Zeit das „Industriegebiet der Intelligenz“ gewesen, die Gegend, um Netzwerke aufzubauen, die damals vielleicht noch nicht so hießen, die Gegend, die auch Erich Kästner aus Dresden-Neustadt nach Berlin zog und ihn in der Prager Str. Wohnung nehmen ließ, zur Untermiete versteht sich, und mit einem intensiven Briefwechsel mit „Muttchen“, seiner, die er intensiv darüber informierte, was er in Berlin so trieb.

Der Regenbogenkiez um die Motzstr. Richtung Nolle war jedenfalls schon um 1929 ein solcher, doch Näheres dazu habe Kästner in ‚Emil und die Detektive‘ natürlich weggelassen, denn es war ja ein Jugendbuch, in dem nicht nur Jungs eine Rolle spielten, sondern auch Cousine Pony Hütchen. ‚Pünktchen und Anton‘, ‚Das fliegende Klassenzimmer‘ und nach dem Krieg ‚Das doppelte Lottchen‘ folgten. Der ‚Fabian‘, wirklich kein Kinderbuch, entstand schon 1931.

Als erklärter Gegner der Nationalsozialisten habe Kästner nach 1933 quasi Publikationsverbot gehabt, sei jedoch unter einem Pseudonym weiterhin als Drehbuchautor für die Defa aktiv und erfolgreich gewesen und 1945 trotz Verpflichtung zu den ‚Waffen‘ nur aus Berlin herausgekommen, weil er auf der Besetzungsliste einer Babelsberger Filmproduktion gestanden habe, die nach Bayern wollte, um dort zu drehen, obwohl es kein Filmmaterial gegeben habe.

Auch wenn er dann in München gelebt und geliebt habe, habe ihn Berlin nicht losgelassen, da er zeitweilig auch in Hermsdorf mit der Mutter seines Sohnes Thomas gelebt habe.

Ein schöner Abend war es, mit Herrn Bienert als kundigem und beredtem Führer durch Erich Kästners Berliner Leben, den wir bei sommerabendlichem Wetter einigermaßen multikulturell im Restaurant Potemkin mit Soljanka mit Oliven, Pelmeni, Schnitzel mit Pfifferlingen und auch einem indischen Gericht entspannt beendeten.

Text: Th. Schaath
Fotos: Th. Schaath

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