Adventsreise 30.11. bis 03.12.2017 nach Stralsund

Alle Jahre wieder ….. kommt nicht nur das Christuskind. Auch die Lions machen sich auf, pünktlich zum 1.Advent zusammen eine 2-3 tägige Reise anzutreten.

Im letzten Jahr war es die Goldene Stadt Prag. Für 2017 hatten sie sich Stralsund, die stolze Hansestadt im hohen Norden vorgenommen. Ein Teil der Lions war schon am Donnerstag angereist und konnte sich so über ein erweitertes Besichtigungsprogramm freuen, während die übrigen im Laufe des Freitages im schönen Romantik-Hotel „Scheelehof“ abstiegen. Die Adventsreisen sind nicht nur interessanten Zielen gewidmet, sie stärken auch den Zusammenhalt der Lions und festigen die persönlichen Beziehungen untereinander.

Für den Sonnabend hatte unser Sekretär Monika Schaath-Fenske eine Stadtführerin gebucht, die uns anderthalb Stunden durch die Altstadt führte und kenntnisreich allerhand Anekdoten zum Besten gab. Gleich am Alten Markt, auf dem sich jetzt der Weihnachtsmarkt der Stadt etabliert hatte, wies sie auf das schönste, alte Patrizierhaus hin, das Wulflam-Haus. Im 14.Jahrhundert entstanden, diente es als Wohn-und Handelshaus dem Bürgermeister Bertram Wulflam. Der rühmte sich, der reichste Mann an der ganzen Ostseeküste zu sein und hatte tatsächlich ein beträchtliches Vermögen erworben. Als Bürgermeister mehrte er das Ansehen der Stadt und machte sie zur zweitwichtigsten Hansestadt nach Lübeck. Sein prunkvolles, im nordischen Backsteinstil erbautes, Haus legt darüber beredtes Zeugnis ab. Aber Wulflam legte ein arrogantes Wesen an den Tag und pflegte Marotten, die seinen Mitbürgern ein Dorn im Auge waren, z.B. ritt er den kurzen Weg von seinem Haus ins Rathaus mit seinem Pferd über einen roten Teppich – fast wie ein König. Es kam zu sozialen Unruhen, vielleicht war auch der blanke Neid ursächlich. Jedenfalls musste Bertram Wulflam nach Lübeck fliehen, wobei er den Stadtkämmerer und die Stadtkasse mitgehen ließ. In Lübeck vor dem Hansetag klagte er seine Heimatstadt an und erreichte tatsächlich, dass er als Bürgermeister zurückkehren konnte, sonst wäre Stralsund aus dem Hansebund ausgeschlossen worden. Auf dem Weg zurück ereilte ihn der Tod, aber sein Sohn setzte ihn dennoch als Leiche für ein paar Tage auf den Bürgermeisterstuhl, damit dem Richterspruch Genüge getan wurde.

Wie reich Stralsund in seiner Hochzeit gewesen sein musste, kann man an drei riesigen Backsteinkirchen erkennen, die jede für sich einem Gemeinwesen zur Ehre gereicht hätte. Nach dem Niedergang der Hanse – der Seehandel hatte sich durch viele Entdeckungen der Spanier, Portugiesen und später der Holländer nach Übersee verlagert – wurde die am Strelasund gelegene Stadt eine Festung und blieb es bis zur 2.Hälfte des 19.Jahrhunderts. Ein großer Teil der Stadtmauer blieb erhalten. Innerhalb des Mauerrings finden sich große, zusammenhängende Altbauten, die eine Vorstellung von mittelalterlichem Wohnen vermitteln. Damals vor der Stadt gelegen, bauten die Hansestädter das „Heilgeistspital“, das sowohl Unterkunft für Kranke als auch für Reisende bot und heute – nach Renovierung – noch immer bewohnt wird.

Da die Stadt von Wasser umgeben ist und Teiche vor der Stadtmauer als Trinkwasserreservoir dienten, die Abwasser jedoch genau in diese Teiche flossen, kam es immer wieder zu Ruhr-und Choleraepidemien, deren Ursache nicht erkannt wurde. Erst der Ingenieur von Haselberg, Sohn eines Arztes, stellte den Zusammenhang zwischen Verschmutzung des Trinkwassers und den Seuchen her. Trotzdem musste er hart kämpfen, um eine Kanalisation bauen zu dürfen. Wie heißt es doch so wahr: „Gegen Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens“.

Am Nachmittag begaben sich die Lions ins OZEANEUM, einem künstlerisch ambitionierten Museumsbau der Architekten Behnisch/Stuttgart. Es beherbergt viele große Aquarien – das größte fasst rd. 2,8 Mio. Liter Wasser. Die Wandstärke der Acrylglaswände beträgt rd. 30 cm. Das ganze Panorama der Ostsee und der Tier -und Pflanzenwelt des Ostseeraums entfaltet sich dort, 1:1 Modelle der Meeresriesen wie des Blauwals, des Orca und des Riesenhais sind zu besichtigen. Die Lions lernten, dass eine Blauwalmutter täglich bis zu 600 Liter Milch an ihr Baby abgibt, das sich mit einem täglichen Wachstum von rd. 150 kg bedankt. Wirklich eindrucksvoll, das Ozeaneum, dem sich im Stadtgebiet noch 2 weitere Meeresmuseen zugesellen.

Jedenfalls stellten die Lions wieder einmal fest, dass die Zeit zu kurz gewesen ist, um alles in sich aufzunehmen. Aber: Stralsund ist von Berlin aus leicht zu erreichen. Wer weiß, ob sich einzelne Lions nicht doch wieder auf den Weg in den hohen Norden machen. Verdient hätte es die Hansestadt allemal.

Text: K. Ruhl
Fotos: Th. Schaath

 

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